51.

Morgen liebe Mama, morgen wärest du 51 Jahre. Nein, morgen BIST du 51 Jahre und davon 23 Jahre und 10 Monate in meinem Herzen. Was würde ich dir alles sagen, wärest du noch ein Tag oder eine Stunde hier. Bei mir. Hach was würde ich geben dafür. ALLES was ich besitze.  Es klingt sureal, aber immer wenn ich diesen Wunsch äußere, dann fühlt er sich für einen Bruchteil der Sekunde erfüllbar an. Ich flüchte mich momentan oft und auch gerne in diesen Gedanken. Was würde ich dir sagen? Ich würde definitiv damit anfangen, wie sehr ich dich hier vermisse. Das diese Welt seit gut 2,5 Jahren viel grauer ist. Das niemand das Loch füllen kann, welches du hinterlassen hast. Das es sich manchmal so anfühlt, als wärst du doch irgendwie da. Ich würde dir vor allem sagen, WIE SEHR ICH DICH EIGENTLICH SCHON IMMER GELIEBT HABE. Schon immer. Und für immer. Dass ich deine Liebe unendlich arg vermisse. Dass es mir leid tut, dass ich dir das während deiner Krankheit leider nie gesagt habe. Konnte ich es dir trotzdem irgendwie zeigen? Dir zeigen dass unser Band so eng ist, dass ich wenn ich bei Freundinnen oder meinem damaligen Freund geschlafen habe nachts geweint habe, weil ich den gewissen Abstand zu dir hatte um all meinen Gefühlen zuzulassen. Dass ich immer nur stark sein wollte für dich? 

Ich würde dir erzählen, was aus mir geworden ist. Dass ich kochen kann und nicht verhungere (wie du es immer prophezeit hast). Dass ich mein Leben im Griff habe und meinen eigen Haushalt schmeisse, und das glaube ich auch gar nicht so schlecht. Dass ich es in diesen 2,5 Jahren geschafft habe, eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen und die Hälfte meines Lehramtsstudiums in der Tasche habe. Dass ich erwachsen geworden bin und gemerkt hab, was wirklich wichtig ist. Dass ich dir dankbar bin deine Tochter zu sein und du mein größtes Vorbild bist. Dass ich jeden Tag ständig an dich denke. Ich würde mal pauschal schätzen mind. 10x am Tag. Dass ich unbedingt eine gute Lehrerin werden will und bei den Kindern auch wirklich richtig gut ankomme. Dass du recht hattest, dass mein Mann der richtige für mich ist. Mir würden die Worte nie ausgehen. Ich würde dich überschütten voll Liebe, voll Umarmungen in dieser einen Stunde würde es sie geben.

Ich werde morgen einen Sekt auf dich trinken. Vielleicht auch 2. Ich werde auf dich feiern. Egal wo du bist wird eine Party steigen, für die beste, schönste, talentierteste, wundervollste Mama dieser Welt. Meine Mama. Nur meine.

12.07.2016

Deine Tochter.

 

 

Abschied und Neuanfang. Erwachsen werden.

Der Moment steht kurz bevor. Es sind die letzten 9 Nächte in meinem Zuhause. In deinem Zuhause. Der Ort, den du wie kein anderer Mensch geprägt hast. Der Ort, den du zu meinem Zuhause gemacht hast. Obwohl mein Zuhause sowieso immer dort gewesen wäre, wo du bist. Der Ort, an dem tausend Emotionen haften. Ich kann es hören, wie du den Schlüssel ins Schloss steckst. Deinen Schlüssel auf an den Haken hängst. Die Treppe raufgehst- deinem unverwechselbaren Gang. Der Moment wenn du mich begrüßt und meistens war das dann auch der Moment in dem ich hochpubertär in mein Zimmer stiefelte und dir doch ein flüchtiges „Hallo“ zuwarf. Ich höre dich, wie du in der Küche stehst und Abendessen kochst. Die Dunstabzugshaube rauschend mein Lieblingsessen kochst- so wie es wahrscheinlich nie jemand kochen wird. Ich höre deine Stimme wie du „Broooooootbooooox“ rufst und dich dabei aufregst, dass du mich jeden Abend daran erinnern musst. Ich höre dich, wie du im Keller sitzt und deine Nähmaschine bis in mein Zimmer rattert. Ich sehe dich, wie du – nicht mehr du selbst- im Wohnzimmer liegst, und dich quälst. Ich höre dich, wie du mir zum letztem mal sagst, dass du sooooo.. stolz auf mich bist. Ich sehe dich, wie du nach deinem letzten Shopping Tag glücklich und erschöpft vor deinen Tüten sitzt. Der Ort, an dem wir gelacht, gekocht, genäht, gearbeitet, GELIEBT, gehasst und geweint haben. Der Ort an dem DU gegangen bist. Vor 119 Wochen. 838 Tagen. Dieser Ort verbindet uns. Aber es ist jetzt Zeit. Zeit erwachsen zu werden. Zeit abzuschließen. Zeit neu anzufangen. Die Gefühle und die Liebe kommen mit. Sie ziehen mit mir aus. Denn du bist da wo ich bin. Ohne dich,kein mich.

Es wird Zeit erwachsen zu werden.

Du fehlst, M.

 

Die letzten Tage von Rabbit Hayes.

Habt ihr schon mal ein Buch gelesen, welches ihr keine Sekunde aus den Augen legen wolltet? Ihr saßt in der Arbeit oder Uni und dachtet nur daran diese scheißgute Buch fertig zu lesen? Und gleichzeitig wart ihr schon ein wenig traurig das es bald aus sein wird?

Genau so ging es mir diese Woche. Ich hatte am Freitag frei und da so gutes Wetter gemeldet war flitzte ich morgens um 9Uhr zum Türken Obst kaufen und schnell in den Buchhandel im Einkaufszentrum. Ich war überrascht das so viele Menschen bei 30° im Einkaufszentrum mit vollen Tüten herumlaufen. Ich wollte mir ursprünglich einen guten Krimi kaufen und war schon auf dem Weg zur Kasse, als ich auf einem Tisch ein Buch mit einer Notiz eines Mitarbeiters laß und auch das Cover hatte sofort meine Aufmerksamkeit. Ich saß den Klappentext und es war sofort klar : Ich muss es lesen. 

Es geht um eine krebskranke Frau,namens Rabbit,die ihre letzten 9 Tage im Hospiz erlebt. Sie hat eine 12 jährige Tochter und eine wundervolle Familie. Die Perspektiven wechseln sich ab, sodass man aus jeder Person sehen und fühlen kann. Das dies keine Komödie wird, war eigentlich klar, allerdings war dieses Buch nicht nur traurig sondern Rabbit und ihre Familie waren so herzzerreißend liebenswert und auch lustig, dass es einen wirklich mitnimmt. Rabbits einzig große Liebe war Johnny, ein junger und kranker Musiker. Auch diese Lovestory wird auch wundervolle Weise dargestellt und man merkt regelrecht, wie Rabbit ihrer großen Liebe jeden Tag näher kommt.

Für mich war dieses Buch nicht einfach nur „ein gutes Buch“, sondern es war als würde ich meine eigene Geschichte lesen. Mamas Geschichte. Ich wusste ganz genau was in Rabbit´s Tochter Juliet vor sich geht. Die Ungewissheit. Die Angst allein zu sein. Nie wieder diese Liebe spüren zu dürfen. Irgendetwas zu verpassen. Das Leben unter den Füßen weggerissen zu bekommen. Doch trotz der 12 Jahre unterschied bin ich Juliet auf einer Weise sehr ähnlich und andererseits doch so verschieden. Aufgrund der Krankheit und gerade im Hospiz pflegt sie ihre Mutter, schmust mit ihr und genießt den Moment. Auch ich war in dieser Zeit zu weit mehr Körperkontakt bereit wie die Jahre davor. Ich machte ihr die Fingernägel, hielt ihre Hand als ich bei ihr am Krankenbett saß und legte mich zu ihr ins Bett und wir schauten gemeinsam „Shopping Queen“. Allerdings konnte ich meiner Mama nie offen sagen, wie lieb ich sie habe oder wie stolz ich auf sie bin. Geschweige denn habe ich jemals ein Wort über ein Leben nach ihr verloren.

Rabbit´s Kapitel berührten mich sehr. Ich wusste zwar, wie meine Mama tickte, allerdings hatte bzw. habe immer noch Fragen, die ich sie gerne Fragen würde. Wie kann man das akzeptieren, dass man sterben muss? Ist man da nicht dauerhaft traurig und muss weinen? Hat man Angst vorm Sterben? Realisiert man das richtig? All diese Fragen wurden mir zwar nicht beantwortet, aber ich glaube einen besseren Blick darauf bekommen zu haben. Rabbit war genau wie Mama eine super starke Frau und bis zum Schluss bereit zu kämpfen. Doch beide haben nie gejammert, dass sie sterben müssen. Sie haben beide das Schicksal akzeptiert und versucht die letzten Momente einzufangen. Für mich eine wahnsinnige Vorstellung. Aber ich glaube, dass diese Menschen, die kurz vor dem Tod stehen kaum an sich denken, sich selbst kaum bemitleiden (dazu ist eh kaum Zeit) sondern sorgen sich um den anderen- Kinder,Eltern,Ehemänner/frauen usw. Ich fühlte mich während des lesens meiner Mama so nah, weil sie genau diese Zeilen auch geschrieben haben können.

Der Punkt an dem mir die Tränen losschossen, war der Moment, als Rabbit und Juliet zum ersten Mal, nachdem Juliet wusste das sie sterben wird, zusammen treffen. Juliet wählte wundervolle Worte und ich glaube, könnte ich den Moment zurückdrehen, würde ich meiner Mama das gleiche sagen. Sie redeten davon wie lieb sie sich haben. Rabbit konnte es ihrer Tochter nicht selbst sagen, und ich glaube Mama auch nicht. Ich habe es auch erst nur durch die Blume erfahren („Es gibt keine Behandlung mehr“) und dann von einer „guten“ Freundin meiner Mum. Die einzige mit der ich ganz offen über Mamas Tod und alles was dazu gehörte redete waren meine Tante und meine Cousine. Auch bei Mama und mir gab es den Moment, als ich das erste Mal nach Bewusstsein, dass sie keine Therapie mehr bekommt, zu ihr ins Krankenhaus kam. Ich weiß noch das ich um meine Traurigkeit zu überspielen überfröhlich war-natürlich nur gespielt bzw. ich versuchte sie irgendwie aufzuheitern oder eben nicht weiter nach unten zu ziehen. Ich habe an diesem Tag gefüllte Paprika gekocht und sie war sehr erstaunt und stolz wie gut ich mich im Haushalt schlage. Ich vermisse deine Schinkennudeln, Dampfnudeln und vor allem deinen Rosenkohl. Dieses Zusammentreffen rührte mich so zu Tränen und ich war den ganzen Tag in Trance und in Gedanken, sodass meine Tante fragte ob alles in Ordnung ist. Ich habe ihr nichts von diesem Buch erzählt, weil sie für so etwas zu nah am Wasser gebaut ist.

Danke Anna McPartlin für mein neues Lieblingsbuch!

22.Mai- ein Mama-Tag

Der Tag begann wie jeder andere. Mein Wecker klingelte um 7 Uhr und ich drückte noch bis 8 Uhr auf Schlummermodus – man muss es am freien Tag ja nicht übertreiben. Ich stieg auf, putzte meine Zähne, richtete mich so her, dass ich meinen eigenen Anblick ertragen kann.

In der Küche merkte ich beim Frühstück richten, dass heut irgendetwas komisch ist. Mein Stiefvater hat heute Geburtstag und ich versuche nachher ihm einen Kartoffelsalat alá Mamma zu zaubern. So hab ich schnell vorm Frühstück noch die Kartoffeln aufgestellt und währenddessen kamen meine Gedanken an seinen letzten Geburtstag mit ihr. Wäre sie noch hier würde sie Kuchen backen und Kartoffelsalat machen. Hätte sein Geschenk eingepackt und einen Geburtstagstisch gerichtet. Ich merkte : heute ist ein Mama-Tag.

Ich flitzte schnell in den Aldi um noch Milch und ein paar andere Dinge zu besorgen. An der Kasse stand eine Frau – ich schätze mitte/ende 30 – mit einem Kopftuch wie es meine Mama als sie keine Haare hatte auch immer getragen hat an der Kasse. Ich wollte die Frau nicht anstarren, weil ich glaube das sie sich sowieso unwohl,hässlich und gezeichnet fühlen. Aber sie hat mich einfach an meine Mama erinnert.

Auf dem Weg heim hatte ich feuchte Augen. Ich weiß nicht warum genau heute ein Mama-Tag ist – er ist einfach da. Manchmal weiß man auch gar nicht genau wieso man weint. Natürlich grundsätzlich weil ich keine Mama habe, aber warum jetzt gerade? Es ist manchmal unerklärlich. Diese Tage kommen genau dann, wann man sie nicht einplant und eigentlich nicht gebrauchen kann- auf gewisse Weise.  Ich weiß und ich merke auch, dass diese Tage wichtig sind, weil man im Alltag kaum richtig Zeit zu trauern. Nach 1,5 Jahren geht es einem auch irgendwann so gut, dass man diesen Schmerz nicht mehr jeden Tag fühlen muss.

Ich hatte eigentlich vor heute schön viel zu lernen bis heute nachmittag, da ich im Juli Klausuren schreibe und eine kleine Panikmaus bin, aber mal schauen wie mich dieser Mama-Tag vereinnahmt.

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die Beerdigung. 06.November 2013.

Was für ein furchtbarer Tag. Wie kann man sich auf so einen Tag vorbereiten? Wie kann man das überstehen? Warum,warum,warum musste das alles passieren.. 

Die Beerdigung war knapp 2 Wochen nach Mamas Tod, da ein Feiertag dazwischen lag. 2 Wochen Zeit also, um sich intensiv auf diesen Tag vorzubereiten und das war auch tatsächlich meine einzige Aufgabe jeden Tag. Besorgungen, mit dem Pfarrer telefonieren, Lieder auswählen, Blumen, meine Kleidung… könnte auch die Vorbereitung für ein Geburtstagsfest sein. Ich nahm diese letzte Aufgabe für sie, ihr letztes Fest mehr als ernst. Ich wollte, dass es perfekt wird. So perfekt so etwas eben sein kann. Ich wollte, dass es ihr gefallen hätte. So überlegte ich, wie ich diesen Tag für sie gestalten könnte.

Wir fingen bei den Blumen an. Meine Tante und ich fuhren zu ihrem Lieblingsblumenladen. Die Frau war sehr einfühlsam und kompetent. Wir bestellten Kränze aus Rosen und Calla (ihre Lieblingsblume) und auch am Boden war wie ein Weg aus Rosenblättern.

Am Tag nach Mamas Tod ging ich mit meiner Tante und Cousine in ein Einkaufszentrum zum ablenken. Ich tingelte durch den H&M und stieß auf einen Pulli, den sich Mama wenige Tage vor ihrem Tod kaufte und wir ihr als letztes vom Bestatter anziehen ließen. Ich kaufte mir diesen orange-roten Pullover, um ihn an der Beerdigung zu tragen. Es war etwas ganz besonderes für mich- ich fühlte mich dadurch sehr mit ihr verbunden. Seitdem habe ich ihn nicht mehr angehabt.

All das reichte mir noch nicht… Eine Freundin von Mama erzählte uns, dass sie von einem Pfarrer aus ihrem Heimatdorf erzählte. Mit dessen Bruder war sie damals befreundet und der hätte ihr so gut gefallen. Na gut, dachte ich, wenn der Pfarrer noch einen persönlichen Bezug hat umso besser! Naja, diese Vermutung erwies sich dann doch nicht so. Ich war sehr enttäuscht von ihm und würde mir wünschen wir hätten uns nicht für ihn entschieden aber es gibt Sachen die weiß man im Nachhinein besser! Ich bat ihn, einen Brief den ich geschrieben habe für Mama vorzulesen, aber er riet mir ihn in ihr Grab zu legen- was mich sehr enttäuschte.

Eine sehr gute Freundin von mir half mir ungemein mit vielen Ideen oder auch für den musikalischen Beitrag. Sie erzählte mir, dass sie bei ihrer Schwiegermama eine Mama-Kerze gemacht haben. Ich fand die Idee toll und kaufte 5 Kerzen für meine Cousine,Tante,Onkel,Stiefpapa und mich und das nötige Wachs und Zubehör. Jeder gestaltete seine eigene Kerze, die er dann bei der Beerdigung vorne abstellte und anzündete. Die Kerze hat bei jedem von uns ein Ehrenplatz.

Die Musik hat eine ganz besondere Geschichte. Im Jahr 2010 führte nahm ich am Musicalprojekt meiner Schule teil- Tanz der Vampire. Bis heute das wichtigste und das schönste was ich je erlebt und gemacht habe. Die Proben begannen im Januar und ich erzählte ganz stolz, dass meine Mama Schneiderin ist und schwups saß sie mit im Boot. Sie nähte ab diesem Zeitpunkt alles was gebraucht wurde : Kleider, Vampirumhänge und und und. Es war unser Stolz-unser Projekt. Sie war so engagiert. In jeder Probe war sie da. Für dieses Musical wurde ein professioneller Musicalsänger engagiert. Und wie es der Zufall wollte, traf sie diesen während ihres Krankenhausaufenthaltes in Heidelberg. Die Zeit in der es ihr schon sehr schlecht ging im August 2013. Er saß dort wegen eines Studiumsprojekts und sie unterhielten sich. An diesem Abend rief sie mich an – während meine Beste und ich gerade „Magic Mike“ schauten- :„Stell dir mal vor wen ich hier getroffen habe..“. Auch ihr Bilderalbum mit allen Musicalprojekten zeigte sie ganz stolz jeder Zimmernachbarin. Als nun zu entscheiden war, welche Musik und wie gespielt werden soll, sagte meine Freundin sie fragt unseren „Graf“, ob er singen würde. Ich war von den Socken. Er stimmte auch noch zu. Er sang Halleluja und Unstillbare Gier (Tanz der Vampire). Es war einfach wunderschön. Ich hätte mir nichts perfekteres wünschen können. Zum Ausgang spielten wir Über 7 Brücken musst du gehen von Peter Maffay- ihrem Lieblingssänger. Aber : dieses Lied hat auch mehr Bedeutung, dann über 7 lange Brücken (Jahre) ist sie gegangen und wurde erlöst.

Nach der Zeremonie war ich unheimlich erleichtert. Es war währenddessen nicht so schlimm wie ich es mir vorgestellt habe. Ich war wie in einer Trance. Ich bin aber auch sehr froh darum, dass der Körper bzw. die Seele in schlimmen Situationen „abschaltet“. Es hat ihr hoffentlich gefallen.

DANKE.

Nach gut 1 1/2 Jahren komme ich aus dem Zustand des Nehmens und versuche das, was mir die letzten Monate gegeben wurde, so gut ich kann zurückzugeben. Doch es gibt besondere Personen, bei denen ich alles was sie für mich getan haben nie mehr gut machen kann- und das schöne ist, dass sie dies auch gar nicht verlangen. Bedingungslose Freundschaft. Bedingungslose Liebe. 

To my Heart. Du weißt genau das du gemeint bist. Wir sind seit 6 Jahren unzertrennbar. Kein Streit,keine Diskussion. Wen du liebst,liebe ich- wen du hasst, hasse ich.. und andersherum. Du gibst mir Halt, in jeder Lebenslage. Du hast dich nicht gescheut mit mir durch diese Zeit zu gehen. Mich zu begleiten und auch sie zu begleiten. Sie liebte auch dich. Sie wusste du wirst nie von meiner Seite weichen. Sie sagte, dass sie froh ist, dass ich dich habe. Für dich würde ich ins Feuer laufen und von der Brücke springen. Du bist diejenige, die mich immer zum Lachen bringt. Ich genieße jede Minute mit dir und gehe mit dir bis ans Ende der Welt. Eine Welt ohne dich, gibt es für mich nicht. Du bist so viel für mich – mein Herzel!!!

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From Friendship to Love. Auch du bist jahrelang an meiner Seite. Als bester Freund. Lieblingstorben. Ihre Beschreibung für dich. Du warst bei mir an guten und vor allem an schlechten Tagen. An ganz schlechten Tagen. Heute bist du immer noch mein bester Freund und gibst mir zusätzlich Familie und so viel Liebe.Etwas schöneres kann ich mir kaum vorstellen. Du gibst mir Halt und einen Sinn im Leben. Du machst mich zu einem Menschen, der ich nie war. Zum glücklichsten Menschen, der ich sein kann. Ich liebe dich zum Mond und wieder zurück. Lieblingstorben. Meine Beschreibung für IMG_0966!

Ich danke euch mehr als Worte ausdrücken!

In Liebe,

eure Laura

Das Erwachsen sein..

Erwachsen sein? Mit 22? Eine Zeit bei der man zwischen Kinderzimmer und Selbstständigkeit steht. Eine sehr anstrengende, aber auch schöne Zeit. Aber für mich auch voller Hindernisse.

Die große Frage: hab ich mich verändert? – ganz eindeutig : JA!

Meiner Meinung nach habe ich mich sehr verändert- und ich glaube zum positiven. In früheren Blogbeiträgen habe ich schon öfter beschrieben auf was ich in meiner frühen Jugend wert legte, mit wem ich am meisten Zeit verbrachte und wie sich meine pubertäre Phase so gestaltet hat. Ich wollte nur weg von zuhause, war auch nur zur Durchreise (also Duschen und Taschen umpacken da), verlangte frische Wäsche, einen vollen Kühlschrank und warmes Essen, wäre niemals mit meinen Eltern verreist oder habe nur ungern etwas mit Ihnen übernommen.

Und jetzt?

Ich würde behaupten, meine Veränderung kam im September 2013. Der Zeitraum, an dem sich mein Leben veränderte. Ich wusste ziemlich schnell ich muss mein Leben bald -halbwegs- alleine meistern. Und ich glaube so wurde ich schlagartig erwachsen. Ich übernahm eine gewaltige Verantwortung als meine Mama zuhause gepflegt wurde. Im Nachhinein war mir keinesfalls klar, was alles hätte passieren können und schlussendlich auch passiert ist. Die Rollen wurden vertauscht. Ich übernahm etwas mehr eine „Mutterrolle“ wogegen meine Mama aufgrund ihrer Pflegebedürftigkeit in eine Kinderrolle schlüpfte. Ich genoss diese Verantwortung- man fühlte sich gebraucht und verantwortlich. Als die Verantwortung von der einen auf die anderen Sekunde verschwand fehlte sie mir unheimlich. Ich fühlte mich anfangs nutzlos-wusste nichts mit meiner Zeit anzufangen, da ich vorher kaum Zeit für mich selbst hatte.

Heute haben sich meine Prioritäten um 180 Grad gedreht. Ich versuche viel Zeit mit meinen Liebsten zu erleben und zu genießen. Ich fahre ein mal die Woche zu meiner Tante und Lieblingscousine, wo ich richtig verwöhnt werde. Ich bekomme wunderbares Essen und genieße das unheimlich. Desweiteren war ich seit Mamas Tod zwei mal mit Papa in Urlaub. Auch wenn ich nicht immer mega Lust darauf habe, mit ihm weg zu fahren oder hin zu gehen, tue ich es trotzdem weil sonst ein schlechtes Gewissen habe. Es wird vielleicht irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem ich das nicht mehr kann- und würde alle Chancen die ich vertan hab bereuen- und diesen Fehler möchte ich nicht noch einmal machen! Meine Familie und Freunde sind das wichtigste in meinem Leben, denn niemand macht mich glücklicher als sie.

Ich glaube das mich diese Erfahrungen um einige Jahre reifen lassen. Ich bin in manchen Belangen vernünftiger als meine Freunde, ja vielleicht sogar ein Stück langweiliger. Ich bedenke alles was ich tue hin Hinblick was die Auswirkungen meines Verhaltens für meine Liebsten bedeuten könnte und gehe nicht halsbrecherisch an Aktionen dran. Aber genau das vermisse ich. Dass ich nicht mehr so leicht durch die Welt gehe wie meine Mädels. Unbeschwert. Und trotzdem bin ich glücklich. Ich muss mich annehmen wie ich bin- und das ich so bin hat ja auch seine Gründe. Mein Freund, meine Mädels, meine Familie macht mich glücklich. Ich bin glücklich und stolz-auf mich. Ich habe ohne Abstürze diesen Verlust überwunden bzw. bin noch dabei. Ich meistere mein Leben. Ich habe während schwieriger Trauerphasen meine Ausbildung abgeschlossen. Ich habe mein Leben so neu geordnet, dass ich es genießen kann und Menschen aussortiert, die mich runterzogen.

Ich bin stark geworden!

So bin ich heute eine starke Frau- bald 23. Stehe mit beiden Beinen im Leben- werde mich bald noch ehrenamtlich engagieren und hoffe sehr darauf in circa 4 Jahren eine tolle Lehrerin zu werden. Und natürlich hoffe ich auch darauf, jemanden eine genauso tolle Mama zu sein wie du es mir warst, Mama.

Du bist mein Licht des Lebens..

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Worte die mich umhauen. Mich berühren. Mir die Tränen in die Augen schießen lassen. Mir mehr bedeuten wie alles andere. 

An einem Mama-Tag bin ich auf den Speicher gegangen, obwohl ich wusste, dass mein Mama-Tag damit nicht besser wird. Ich setzte mich hin, und nahm mir alte Bilderalben in die Hand. Das mache ich oft, wenn es mir schlecht geht. So stöberte ich an einem Mama-Tag durch Bilderalben von Urlauben und meiner Kindheit und schaute mir auch alte Freundebücher an. Solche die man als Kind jedem Kind – ob Freund oder nicht- in die Hand drückte, damit dieser sich verewigen kann. Und natürlich durften auch Mama,Papa, Oma, Schwester etc. reinschreiben. Doch habe ich an diesem Tag niemals mit so einer Nachricht gerechnet. Ich machte diese Bücher auf und es traf mich wie ein Schlag. Von der einen auf die andere Sekunde waren meine Augen voll Wasser und ich schluchzte. Du bist mein Licht des Lebens – Ich liebe dich Mami. Für mich war die Botschaft an diesem Tag klar : Sie wollte es mir genau an diesem Tag sagen. Dass sie mich liebt. Es klingt für den ein oder anderen vielleicht absurd- aber ich bin sicher, dass sie mir das an diesem Tag zeigen wollte. Wollte, dass es mir besser geht. Ich war unglaublich traurig, aber gleichzeitig einfach glücklich so etwas gefunden zu haben. Denn sie hat leider keine Briefe oder Emails- wie man es aus diversen Filmen mit todkranken Menschen sieht- hinterlassen. Es sind die wertvollsten, handgeschriebenen Worte die es für mich geben kann. Zum ersten Todestag war ich mit engsten Freunden und Bekannten zum Essen verabredet und meine allerliebsten und verrücktesten Freundinnen machten mir an diesem Tag ein Geschenk (mir war klar das sie irgendetwas im Schilde führen)… Ich blinzelte in das Geschenkpapier und da war es wieder vorbei : Tränen stiegen auf. Sie haben mein Lieblingsbild, bei welchem meine Mama mir an ihrem Hochzeitstag ein Kuss gibt mit diesem Spruch als großes Bild ausgedruckt. Es ist einfach wunderschön.

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Auch diesen Eintrag fand ich in meinem Kindergartenbuch. Mir stellen sich immer noch alle Haare wenn ich das lese. Und es bricht mir das Herz ihr nicht mehr sagen zu können, dass ich es weiß. Das ich es verstanden habe.

Ich danke dir, Mama, für diese Worte. Wertvoller, als alles was ich habe. Nachrichten von dir. Du bist ganz nah bei mir- das fühle ich. Ich liebe dich.

Muttertag.

Nächste Woche wird für mich einer der nervigsten Tage des Jahres. Vielleicht werde ich an dem Tag sämtliche social Networks meiden- da jeder an diesem Tag posten muss, wie lieb er seine Mama hat. Und es sei diesen Leuten auch wirklich gegönnt, diese Liebe auszudrucken, ich mache das ja hier auch in gewisser Weise, aber es denkt an so einem Tag niemand an die Menschen, die an diesem Tag traurig sind, weil sie keine Mama mehr haben. Und jeder Post den ich lese, jedes Bild das ich sehe ist für mich ein Stich ins Herz.

Im ersten Jahr nach Mamas Tod habe ich mich wochenlang auf solche Tag vorbereitet. Egal ob Muttertag, Geburtstage, Weihnachten. Ich war oft die Tage davor angespannter und habe mehr geweint wie an dem Tag selbst. Ich habe mir z.B. für solche spezielle Tage nichts besonderes vorgenommen, weil ich Angst hatte, dass es mir zu schlecht ginge. Seit Mamas Todestag im Oktober 2013 dachte ich fast täglich daran, wie schlimm Weihnachten wohl werden wird. Und es war natürlich nicht schön, bzw. nicht so wie wir uns es wünschten, aber : es war auch nicht so schlimm wie ich es befürchtet habe. Wir waren bei Freunden und ich bin abends sogar feiern gewesen und hatte wirklich Spaß!

Meine Mama-Tage (wie ich sie so schön nenne) holen mich immer dann ein, wenn ich es nicht erwarte und nicht an speziellen Tagen, auf die ich mich wochenlang vorbereite. Manchmal sind es nur Geräusche, Bilder oder Gerüche, die Mama-Tage auslösen. Ihr Parfum, Geräusche von meinem Stiefvater mit seiner Freundin in der Küche oder auch Bilder die ich lange nicht gesehen habe.Manchmal aber auch wenn meine Gedanken und Erinnerungen an einem Tag so präzise sind, das sie wahr sein könnten. Aber: Ich genieße diese Mama-Tage, weil es mich irgendwie an die direkte Zeit nach ihrem Tod erinnert und es tut wirklich gut diese Trauer auch direkt spüren zu können. Denn es vergehen Tage und Wochen in denen es einem wirklich gut geht aber Trauertage bringen mich jedenfalls in irgendeiner Weise näher zu ihr.

So ist mein Plan für diesen Muttertag : Ich werde natürlich auf den Friedhof gehen, um ein paar Blümchen hinzubringen und die Kerze anzumachen und werde dann gemeinsam mit meinem Freund seine Mama besuchen. Ich lasse mich überraschen wie mich dieser Anblick, wenn er seine Mama umarmt, mitnimmt. Vielleicht fühlt es sich einfach nur unfair an, oder ich finde es in Ordnung. Denn ich weiß, dass meine Mama doch ganz nah bei mir ist.

Umzug..

Kommenden Sommer, genau gesagt August/September ist es soweit : Ich ziehe aus! Und ja, ich freue mich sehr darauf,aber das hat auch lange gedauert. Zu Beginn unserer Umzugspläne kamen mir die Tränen bei dem Gedanken – und keine Freudentränen. Nicht deshalb, weil ich mein Zuhause, mein Elternhaus verlassen werde- nein es ist viel mehr für mich. Jeder einzelne Raum, jeder Topf, jede Tuppaschüssel oder auch jede Gabel erinnert mich an meine Mum. So komisch das klingen mag- nach 1,5 Jahren. Aber es sind ihre Sachen, sie hat all diese Gegenstände benutzt. Auf irgendeine komische Weise, die außer mir vielleicht niemand verstehen kann, fühle ich mich damit mit ihr verbunden! Ein weiterer Grund das mir das ausziehen mehr als schwer fällt ist, dass sie hier gestorben ist und wir sie hier bis zum Schluss gepflegt haben. Ich habe noch so oft das Bild vor mir, wie ihr Krankenbett statt der Couch im Wohnzimmer steht. Oder manchmal laufe ich die Treppen im Dunklen herunter, und es kommt mir vor als wäre ich im Oktober 2013 und ich schaue nach ihr da ich mir Sorgen mache ob man in einem Raum mit Kamin überhaupt schlafen kann. Oder wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und meine Uni Sachen vorbereite sitze ich an ihrem Lieblingsort : ihrem Nähplatz. Sie hatte sich ihre Nähstube im Keller eingerichtet – die wir allerdings ziemlich schnell abbauten. Leider habe ich kein Foto mehr davon gemacht, wie es immer aussah. Aber wenn ich meine Augen schließe sehe ich es glasklar vor mir, mit dem Geräusch der Nähmaschine und Mama vorne dran sitzen. Und es fühlt sich an wie gestern. Als ständen alle diese Dinge noch im Keller.Aber so nach und nach schleicht sich auch die Mama aus dem Haushalt. Nicht das wir keine Bilder oder sonstiges hätten..ich meine damit viel mehr, dass wir mittlerweile zb. ihr Duschgel aus der Duschkabine geräumt haben, ihren Nähplatz abgebaut,ihr Kleiderschrank ist soweit auch leer und ihr Bett steht nicht mehr da wo es war. Zu Beginn ihres Todes habe ich oft darüber nachgedacht, welche Lebensmittel Mama noch eingekauft hat und auch heute schaue ich aufs Haltbarkeitsdatum und überlege, wie lange Mama da schon Tod war. Völlig verrückt. Als hätte an diesem Tag mein Leben neu angefangen – eine neue Zeitrechnung begonnen. Aber: Egal ob ich dieses oder erst in ein paar Jahren ausziehen würde- ich bin mir sicher es würde sich gleich anfühlen.

Daher versuche ich nach vorne zu schauen in Richtung eines neuen Lebensabschnitts, den ich gemeinsam mit meinem Freund einschlagen werde!